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Betreuungszeiten vs. Arbeitszeiten – der ewige Mythos der Vereinbarkeit

Die diesjährige Platzvergabe der KiTas hat bei uns im Ort begonnen und die Muttis stehen täglich voller Spannung vor ihren Briefkästen in der Hoffnung eine Zusage ihrer Wunsch-KiTa zu erhalten. So auch ich – Dejavu von vor 2 Jahren. Einen geschlagenen Monat lang war Bobi damals täglich das letzte Kind was abgeholt wurde, bis zu dem Tag an dem die Erzieherin mit ihm schon vor dem verschlossenen Gitter stand. Mit viel Glück  konnten wir quasi über Nacht eine Tagesmutter auftun und das war das beste was uns passieren konnte. Nur wird Bobi immer älter und die anderen Kinder immer jünger, eine Rückkehr in die KiTa somit also unumgänglich. Und somit warte ich auch heute wieder auf Post, nur haben sich 2 Dinge haben seither nicht geändert: 1. Meine Arbeitszeiten und 2. Die Betreuungszeiten.

2 lange schöne Jahre lang hatten wir Ruhe mit dem leidigen Betreuungsthema. Die Tagesmutter ist für uns zur erweiterten Familie geworden, quasi zum Ersatz der Oma die eben leider viel zu weit weg ist. Ich wünschte ich könnte Bobi bis zur Einschulung dort lassen. Ich sehe aber nun, dass dies auf Kosten seiner Entwicklung wäre – zumindest ist das meine Wahrnehmung wenn ich ihn im Vergleich mit anderen Kindern sehe. Und man wirft sich als Mutti ja eh schon so viel vor, da will ich mir nicht auch  noch einen Entwicklungsdefizit zu Schulden kommen lassen. Somit habe ich also im November letzten Jahres das  2. Mal den lokalen KiTa-Anmelde-Marathon mitgemacht, was so viel heißt, wie jede sich in der Ortschaft befindene KiTa zu inspizieren und dort persönlich vorzusprechen. Und wieder einmal hat mich dieser ganze Aufriss nicht nur Zeit gekostet, sondern wieder eine ordentliche Portion Frust mit sich gebracht, in vielerlei Hinsicht. Los ging es schon bei den Anmeldebögen.

Ist ihr Kind getauft?

Diese Frage steht ganz weit oben bei den kirchlichen KiTas, die bei uns im Dorf immerhin drei von insgesamt 6 KiTas ausmachen, womit sich unsere grundsätzlichen Chancen auf einen Platz mal eben um 50% reduziert haben. Zwar gibt es wohl auch den ein oder anderen Quotenmoslem oder Atheist, aber  generell stehen die Chancen einer davon zu werden eher gering.

Welchen Betreuungsumfang wünschen Sie? 25, 35 oder 45 Stunden?

 45 Stunden an sich betrachtet sind weiß Gott mehr als genug, nur wenn man einer Vollzeitstelle mit 40 Stunden pro Woche nachgeht und dann noch jeweils fast eine Stunde für An- und Abfahrt braucht, muss man kein Mathematiker zu sein, um zu erkennen, dass das in der Praxis gar nicht machbar ist. Aber es gibt da ja Gott sei Dank noch Papa Habibi und zusammen kriegen wir das schon hin.  Einer bringt, einer holt ab. Wie machen das eigentlich Alleinerziehende, frage ich mich?

Und wie soll ich eigentlich bei einer Vollzeit Stelle schon um 15 Uhr das Büro verlassen, weil die KiTa nur bis 16 Uhr geöffnet ist? Ich meine, bis 16 Uhr – ernsthaft?

Zwar verfügen einige Metropolen, wie auch Düsseldorf in dessen Randgebiet wir wohnen über verlängerte Betreuungszeiten, nur ist es hier in der Regel unmöglich einen Platz zu kriegen, wenn man in einer anderen Kommune wohnt. Die Nachfrage ist hoch und das Angebot gering, somit wird den “Einheimischen” Vortritt gewährt, was vom Prinzip her verständlich ist, nur mein Problem nicht löst.

Als Alternative scheint nur ein möglicher  Arbeitsbeginn um 6 Uhr morgens, wobei wir nun schon beim Thema Flexibilität der Arbeitgeber sind. Von Arbeitnehmern schon lange herbeigesehnt, aber viele Arbeitgeber stehen hiermit noch immer auf Kriegsfuß. In dem Fall, dass man mir diese zeitliche Flexibilität gewähren würde, wäre es theoretisch machbar die vertraglichen Stunden abzuleisten und  trotzdem rechtzeitig das Büro zu verlassen. Nur wird es im Kollegium vermutlich nicht unbemerkt oder unkommentiert bleiben, dass Frau “von und zu heut mal wieder nur n halben gemacht hat”. Ihr kennt das vielleicht.  Hinzu kommen, dass wichtige Projekte vermutlich eher bei den kinderlosen – und somit nach hinten raus flexiblen – Arbeitskollegen landen werden. Und während man so wie eine besenkte Mutti über die Autobahn jagt und sich gedanklich von seiner beruflichen Verwirklichung verabschiedet,  erwartet einen in der KiTa schon der Rabenmutti-Stempel, weil man es mal wieder gerade so geschafft hat, rechtzeitig auf der Matte zu stehen.

Man bzw. Mutti ist und bleibt also der Buhmann – für die Kollegen, den Chef und die Erzieher.

Das schlimmste an all dem ist jedoch der Gedanke daran, dass mein Kind mit ziemlicher Sicherheit wieder als eines der letzten abgeholt werden wird – und es bricht mir das Herz.

Und somit habe ich für mich – auch 2 Jahre später wieder die gleichen  Schlussfolgerungen gezogen, von denen ich noch nich genau weiß, wie ich mit ihnen umgehen soll:

Letztendlich ist es eh egal, welche KiTa mir gefällt, denn ich suche nicht aus, sondern ich werde ausgesucht – und muss im Zweifel nehmen, was ich kriege, auch wenn es mir nicht gefällt.

Dass ich gerade in dieser Angelegenheit Abstriche machen muss, finde ich alles andere als befriedigend. Nur bin ich gerade in meiner Situation dazu gezwungen. Denn einen Kampf um die Lieblingskita kann ich eh nur halbherzig führen, in dem Wissen, dass der Preis dafür die Aufgabe meines Jobs oder bestenfalls eben “nur” die Zurückstufung bedeutet. Es ist auch nicht so, dass man finanziell nicht auf die zwei vollen Gehälter angewiesen ist, denn der Wohnraum zu viert auf 75qm wird langsam eng, aber wie denn jemals den Traum vom Eigenheim erfüllen, wenn wir diese finanziellen Einbußen kompensieren müssen. Zumal ich bei uns der Hauptverdiener bin.

Und überhaupt, wie machen das eigentlich die anderen?

Das führt mich also wie auch schon beim letzten Mal zu folgender Erkenntnis.

Vereinbarkeit zwischen Familie und Job – ist und bleibt für mich auch heute noch nichts weiter als ein Mythos.

Und nun? Gute Frage, auf die ich im Moment noch keine  Antwort habe. Ich warte also auf die Nachrichten im Briefkasten – und überlege dann weiter.  Ziemlich ernüchternd aber im Moment bleibt mir nicht anderes zu übrig. Zu warten. Und zu hoffen, dass sich die Probleme – wie es ja manchmal so ist – vielleicht doch irgendwie von selber lösen.

3 thoughts on “Betreuungszeiten vs. Arbeitszeiten – der ewige Mythos der Vereinbarkeit”

  1. Frag doch mal eure Tagesmutter ob sie euer Kind abholen könnte. Vielleicht auch ein bisschen früher. Dann hast du diesen Zeitdruck nicht. Bei uns macht das an zwei Tagen ein 13 jährige Mädchen aus der Nachbarschaft- das entlastet mich ungemein!

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    1. Hallo Andrea, ja diesen Dialog habe ich bereits mit ihr geführt – könnte evtl. einen Lösung sein, wird nur davon abhängen wo er unterkommt, da für sie natürlich auch ein Aufwand ist jedes Mal samt restlicher Tageskinder zur KiTa zu fahren. Es gibt eine KiTa direkt neben ihrem Haus, da hab ich gerade eben nochmal persönlich vorgebettelt – Zusagen sind schon raus, aber hoffe dass ich mich zumindest gerade auf Platz 1 der Warteliste katapultiert habe ☺️

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